projekt kristallisationskeim
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projekt kristallisationskeim
hallo ihr lieben,
ich habe mal hier mal eine idee zum ambient improvisieren als video auf youtube gestellt:
http://www.youtube.com/v/0QS5pjwSTn0
Folgende Situation… Angenommen wir befinden uns mitten in einer Live Ambient Session, es sind sieben Spieler am Start und es wurde schon etwa eine Stunde lang gespielt, in der bisher drei mal alle zur Ruhe kamen und Stille herrschte. Und in einer solchen kurzen Phase der Stille befinden wir uns gerade wieder. Der letzte Titel ist gerade vorbei, alle sind nach und nach raus gegangen, haben ihren Fader herunter gezogen. Für gewöhnlich setzen jetzt wieder alle ihre Kopfhörer auf und gehen auf Klangsuche und irgendwann, meist recht bald, setzt jemand wieder den ersten Impuls für den kommenden Titel und damit verändert sich auch die Suchstrategie aller anderen, weil sie jetzt nicht mehr frei, sondern relativ zum bestehenden suchen müssen. Im Laufe der Zeit ist mir immer klarer geworden, wie entscheidend dieser erste Impuls für den kommenden Titel ist. Oft war schon in den ersten Sekunden klar, wenn jemand einen guten Startimpuls gegeben hatte… „Wow… das wird ein klasse Titel!“ Und tatsächlich, die nächsten Einsätze passten dann nicht nur gut dazu, sondern sie ergänzten das Bestehende sogar in magischer weise und oft ist es dann auch ganz klar was noch fehlt (z.B. ein Bass), oder wenn es dicht genug ist und nur noch Akzente drauf gesetzt werden können. Diese Startbedingungen möchte ich jetzt einmal genauer unter die Lupe nehmen und da ich immer großen Spaß am gemeinsamen Basteln habe und mich gerne mit anderen austausche wollte ich hiermit mal rumfragen, wer noch Lust hätte so eine kleine Forschungsgruppe zu bilden und mit den Startbedingungen (Kristallisationskeimen) von Live Ambient Improvisation zu experimentieren. Konkret stelle ich mir das so vor. Wir haben einen zentralen Server, wo jeder ein Verzeichnis bekommt, in das er MP3s hoch laden kann. Dann wird eine Mailingliste aufgesetzt, die alle, die sich dafür interessieren über Änderungen auf dem laufenden hält und in der auch schriftliche Diskussionen stattfinden können. Und dann geht das Produzieren los und ein paar Leute stellen mal erste „Keime“ vor, also MP3s, die ihrer Meinung nach gute Eigenschaften besitzen, um am Beginn eines neuen Titels eingespielt zu werden. Dann kann jeder, den diese Technik anspricht, diese Keime in der nächsten Session konkret anwenden, mit der Creative Commons Auflage, der Namensnennung des Autors. Sprich, wenn dabei dann Titel entstehen, die veröffentlicht werden, kann jeder auch die Startbedingungen nach verfolgen. Es ist anzunehmen, dass bei besonders gelungenen Ergebnissen, manche Keime öfters und von verschiedenen Gruppen angewendet werden dürften. Dann könnte man auch verschiedene Titel mit den selben Startbedingungen miteinander vergleichen. Auch spannend! Und zu guter letzt, könnte ich mir auch gut vorstellen, dass bei einem gewissen Erfolg des ganzen, Gesprächs und Diskussionsbedarf entstehen könnte, den man über Skype-Konferenzen (Chat, Audio oder Video) entladen könnte. Ich könnte mir vorstellen, dass in solchen Gesprächsrunden interessante Ideen diskutiert werden, die sehr anregend sein könnten, um gezielt etwas an seiner eigenen Improvisation weiter zu entwickeln. Was ich auch toll an der Sache finde, ist, dass auch Leute einsteigen können, die bisher nicht die Möglichkeit gehabt hatten an Sessions teilzunehmen, weil sie einfach zu weit ab vom Schuss wohnen.
Na, hat wer Lust auf Erforschung von Improvisation?
Zuletzt geändert von enzo_cage am 13. Okt 2008, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: projekt kristallisationskeim
Ich mag immer wieder Deine überaschende Art der Kommunikationenzo_cage hat geschrieben:ich habe mal hier mal eine idee zum ambient improvisieren als video auf youtube gestellt:
Diese Situation kenne ich gut und auch das Phänomen, dass man schon mal abschätzen kann, was am Ende 'rauskommt, wenn man den Anfang kennt.Folgende Situation…
Auch die EK-Lounger haben sich in den letzten Sessions immer mal wieder an diesen etwas strukturierteren Ansatz herangetastet ... und ihn für gut befunden, gerade auch in Bezug auf den Spassfaktor bei der Erstellung. Nichts ist schöner, wenn der Flow des gemeinsamen Musizierens für alle funktioniert.ist es dann auch ganz klar was noch fehlt (z.B. ein Bass), oder wenn es dicht genug ist und nur noch Akzente drauf gesetzt werden können.
Ich sehe die Idee als klare Weiterentwicklung unseres bisherigen Ansatzes. Nur dass jetzt sogar noch die Mitmachmöglichkeiten erhöht werden.wer noch Lust hätte so eine kleine Forschungsgruppe zu bilden und mit den Startbedingungen (Kristallisationskeimen) von Live Ambient Improvisation zu experimentieren
Halte ich absolut für machbar.[Beschreibung der Technik und Prozedur]
Das wäre in meinen Augen der größter Gewinn, wenn wir das hinbekämen.Was ich auch toll an der Sache finde, ist, dass auch Leute einsteigen können, die bisher nicht die Möglichkeit gehabt hatten an Sessions teilzunehmen, weil sie einfach zu weit ab vom Schuss wohnen.
Ich wollte ja auch schon mal eine Online-Session machen, aber die technischen Hürden sind noch zu hoch.
Ich bin dabei Wer nochNa, hat wer Lust auf Erforschung von Improvisation?
Facebook.de verstaatlichen! Jetzt!
Hört sich gut an. Wo kann ich mich anmelden?
Diskussionsstart auch hier: http://www.sequencer.de/synthesizer/vie ... 917#303917
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kristallisationskeime
Für Leute, die bisher keine, oder wenig praktische Erfahrung mit Live Ambient Sessions sammeln konnten, wirkt das ganze wahrscheinlich etwas unübersichtlich. Deshalb vertiefe ich die Idee hier nochmal.
Eigentlich geht es vor allem darum ein sehr dezentes Ambientstück zu Produzieren, und als mp3 auf einen Server für alle zugänglich (und creative commons) zu veröffentlichen, mit dem andere dann wiederum in einer Live Ambient Session einen neuen Titel einleiten können. Dezent insofern, als dass es nur ein zartes Gerüst darstellen sollte, an dem sich die Improvisation von einigen Spielern herum anlehnt (oder kristallisiert). Wenn die Startbedingungen eines Live Ambient Titels sehr günstig sind, entsteht meistens auch ein guter Titel. Und was jetzt günstige Bedingungen sind und was nicht soll etwas genauer untersucht werden. Das aus dem Bauch heraus zu berwerten, wenn man etwas konkretes hört, fällt relativ leicht. Wenn mann allerdings etwas komponieren / produzieren soll, was diese Eigenschaften hat, dann wird es schon viel, viel schwieriger. Vor allem, wenn man nur wenige Sekunden innerhalb einer Session dazu zur Verfügung hat, also der Moment der stille zwischen zwei Titeln..
Wer schon bei solchen Sessions dabei war, kennt das Problem. Innerhalb der freien Improvisation sind sich alle irgendwie ausgeliefert. Keiner kontrolliert die Situation und deshalb entstehen die tollen Titel eher zufällig als gezielt. Es wurde schon sehr viel ausprobiert, wie man die Rahmenbedingungen variieren kann, so dass bessere Musik entsteht. Und diese Kistallisationskeim Idee, ist ein weiterer Versuch Einfluss auf die musikalischen Ergebnisse zu nehmen, ohne zu stark in die Freiheiten des Improvisateurs einzugreifen, denn die ist so wichtig für den Spaß, die Ungezwungenheit und die Leichtigkeit des ganzen.
Einige wollen die totale Freiheit und keine Regeln. Ich suche hingegen eher nach einem Kompromiss aus Unbestimmtheit und Bestimmtheit des Improvisationsprozesses, der auf Dauer eine eine Entfaltung der Mitspieler sicher stellt. Denn der Spaß im Moment an der grenzenlosen Freiheit kann schnell an sich selbst ersticken, wenn man immer und immer wieder die selben Fehler macht. Erfolgserlebnisse motivieren und wenn sich Fortschritte nicht von selbst einstellen, dann kann man ja immer noch ein wenig nachhelfen.
Eigentlich geht es vor allem darum ein sehr dezentes Ambientstück zu Produzieren, und als mp3 auf einen Server für alle zugänglich (und creative commons) zu veröffentlichen, mit dem andere dann wiederum in einer Live Ambient Session einen neuen Titel einleiten können. Dezent insofern, als dass es nur ein zartes Gerüst darstellen sollte, an dem sich die Improvisation von einigen Spielern herum anlehnt (oder kristallisiert). Wenn die Startbedingungen eines Live Ambient Titels sehr günstig sind, entsteht meistens auch ein guter Titel. Und was jetzt günstige Bedingungen sind und was nicht soll etwas genauer untersucht werden. Das aus dem Bauch heraus zu berwerten, wenn man etwas konkretes hört, fällt relativ leicht. Wenn mann allerdings etwas komponieren / produzieren soll, was diese Eigenschaften hat, dann wird es schon viel, viel schwieriger. Vor allem, wenn man nur wenige Sekunden innerhalb einer Session dazu zur Verfügung hat, also der Moment der stille zwischen zwei Titeln..
Wer schon bei solchen Sessions dabei war, kennt das Problem. Innerhalb der freien Improvisation sind sich alle irgendwie ausgeliefert. Keiner kontrolliert die Situation und deshalb entstehen die tollen Titel eher zufällig als gezielt. Es wurde schon sehr viel ausprobiert, wie man die Rahmenbedingungen variieren kann, so dass bessere Musik entsteht. Und diese Kistallisationskeim Idee, ist ein weiterer Versuch Einfluss auf die musikalischen Ergebnisse zu nehmen, ohne zu stark in die Freiheiten des Improvisateurs einzugreifen, denn die ist so wichtig für den Spaß, die Ungezwungenheit und die Leichtigkeit des ganzen.
Einige wollen die totale Freiheit und keine Regeln. Ich suche hingegen eher nach einem Kompromiss aus Unbestimmtheit und Bestimmtheit des Improvisationsprozesses, der auf Dauer eine eine Entfaltung der Mitspieler sicher stellt. Denn der Spaß im Moment an der grenzenlosen Freiheit kann schnell an sich selbst ersticken, wenn man immer und immer wieder die selben Fehler macht. Erfolgserlebnisse motivieren und wenn sich Fortschritte nicht von selbst einstellen, dann kann man ja immer noch ein wenig nachhelfen.
Zuletzt geändert von enzo_cage am 12. Okt 2008, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: kristallisationskeime
Tolle Sache, sollte man mal ausprobieren!
Der Noisefaktor ist zu Beginn einer Session ja immer noch recht hoch, es dauért immer etwas, bis man sich aufeinander eingespielt hat. Wenn schon eine gute Basic da ist, wo die anderen dann gut einsteigen können, dann wird das erzielte Ergebnis sicherlich besser sein.
Ich mag es ja eigentlich lieber, wenn alles völlig frei aus dem Nichts heraus entsteht, oft treten wir dabei jedoch auf der Stelle und es entwickelt sich nicht weiter.
Hat dann endlich auch der Letzte gemerkt, das wir mal nicht in D spielen und haben einen schönen Flow erreicht, wo sich auch die Sounds schön ergänzen, wird das oft viel zu schnell wieder unterbrochen.
Da ist deine Idee sicherlich ein interressanter Ansatz...
Der Noisefaktor ist zu Beginn einer Session ja immer noch recht hoch, es dauért immer etwas, bis man sich aufeinander eingespielt hat. Wenn schon eine gute Basic da ist, wo die anderen dann gut einsteigen können, dann wird das erzielte Ergebnis sicherlich besser sein.
Ich mag es ja eigentlich lieber, wenn alles völlig frei aus dem Nichts heraus entsteht, oft treten wir dabei jedoch auf der Stelle und es entwickelt sich nicht weiter.
Hat dann endlich auch der Letzte gemerkt, das wir mal nicht in D spielen und haben einen schönen Flow erreicht, wo sich auch die Sounds schön ergänzen, wird das oft viel zu schnell wieder unterbrochen.
Da ist deine Idee sicherlich ein interressanter Ansatz...
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zwei neue keime
@monokit: freut mich, dass dich das projekt interessiert!!! schreib mir doch eine email an: [email protected] wenn du deinnen erstes kristall-keim-mp3 hast und ich schick dir dann die zugangsdaten für den ftp-server.
ich hab mal zwei neue keime gebastelt... sind nicht spitze, aber bauchbar, wie ich finde:
on the run: 120bpm
http://www.electronicambient.de/mp3/kei ... he_run.mp3
in einer live session müsste dieser keim natürlich wie jede spur permanent an die gesamtlautstärke angepasst werden. würde er einfach quasi als mastertrack passiv durchlafen, dann wäre es auch schon wieder zu starr. wenn ich direkt darauf einsteigen sollte dann könnte ich mir folgendes dazu vorsgtellen: rauschige sprachfetzen mit starkem bandpass (telefon style), perkussive akzente mit viel, viel luf dazwischen, eine dünne dreiklangsphäre mit wechselnden harmonien, moog-bassakzente und eine melancholische kleine melodie, die kommt und geht.
drol: 120bpm
http://www.electronicambient.de/mp3/kei ... l_drol.mp3
drol hat in sich schon eine sehr dynamische dramaturgie. auch hier muss jemand sehr wachsam am fader sitzen, damit einem das nicht oben rauss schiesst. hier würde ich nicht mit midiclock einsteigen, sondern alles rhythmische live erfühlen. das ganze lässt viel platz im hohen frequenzspektrum und läd ein zu organisch-, wendigen verläufen auf allen ebenen (bass, melody, sphere, arpeggio, percussiontextures, voice, fx).
die beiden keime liegen auch im flash-player bereit zum abspielen: http://liveambient.blogspot.com/2008/10 ... skeim.html
ich hab mal zwei neue keime gebastelt... sind nicht spitze, aber bauchbar, wie ich finde:
on the run: 120bpm
http://www.electronicambient.de/mp3/kei ... he_run.mp3
in einer live session müsste dieser keim natürlich wie jede spur permanent an die gesamtlautstärke angepasst werden. würde er einfach quasi als mastertrack passiv durchlafen, dann wäre es auch schon wieder zu starr. wenn ich direkt darauf einsteigen sollte dann könnte ich mir folgendes dazu vorsgtellen: rauschige sprachfetzen mit starkem bandpass (telefon style), perkussive akzente mit viel, viel luf dazwischen, eine dünne dreiklangsphäre mit wechselnden harmonien, moog-bassakzente und eine melancholische kleine melodie, die kommt und geht.
drol: 120bpm
http://www.electronicambient.de/mp3/kei ... l_drol.mp3
drol hat in sich schon eine sehr dynamische dramaturgie. auch hier muss jemand sehr wachsam am fader sitzen, damit einem das nicht oben rauss schiesst. hier würde ich nicht mit midiclock einsteigen, sondern alles rhythmische live erfühlen. das ganze lässt viel platz im hohen frequenzspektrum und läd ein zu organisch-, wendigen verläufen auf allen ebenen (bass, melody, sphere, arpeggio, percussiontextures, voice, fx).
die beiden keime liegen auch im flash-player bereit zum abspielen: http://liveambient.blogspot.com/2008/10 ... skeim.html
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kommentare zum blog
kunst4life said...
der enzo ... immer neue ideen SUPER - also ich würd das mal fast als "ambient - basic sound libary" bezeichnen. werde ebenso mal in unserem forum einen aufruf starten wer mitmachen möchte. mal schaun was alles dabei rauskommt.
reverb said...
Dann muss ich endlich mal meine DAW auf Vordermann bringen
Klangforschung said...
yeah! Schöne Idee und ab und zu mal sowas bei den Session zu probieren find ich prima.. is ja fast wie ne remix session.. werd da gerne was beisteuern.. chillige Grüße aus den Bergeeeeennnnnnnn!
Isabelle said...
Allööö, ja, aber und nein, ja doch, also jein. In vielen Sessions gab's ja auch jemand, der da schon mal was vorbereitet hat, wenn sich das bisher auch eher auf die Leadsequenzen und nicht auf die Einstiegssequenzen bezog (siehe Bsp. dreamy boy oder auch string theory u.v.a.). Vielleicht sollte nach Deinen Gedanken dahin der Appell gehen, dass man sich vor der Session vorbereitet im Sinne von "bestensfalls hat jeder eine Kristallkeimzelle parat". Allerdings dürfte das nicht allen Beteiligten liegen, und das finde ich auch gut so. Denn es ist ja nicht so, dass nicht auch mal komplett improvisierte Stücke Knaller geworden sind. Im Unterschied zum Produzieren finde ich es nach wie vor äußerst attraktiv und für mein Spheric Lounge-Erleben essentiell, dass etwas im Moment entsteht; das mag zwar mehr Ausschuss produzieren, aber WENN es dann mal klappt, dann ist die Freude auch gaaaaanz groooooooß. Und diese seltenen Momente sind für mich der echte Kick. Ist für mich einfach der Unterschied, Spheric Lounge soll "live improvisierter Ambient" sein, dieses Selbstverständnis wird durch eine Regel "so, wir improvisieren zwar, aber bitte immer nur zu etwas richtig tollem, was wir zu Hause schon mal vorbereitet haben" ausgehöhlt. Eine gute Session ist für mich eine Session, in der es ums Spüren geht, um das Mich-Treiben-Lassen, und gleichzeitig um die Jagd nach dem richtigen Moment, mit der Schnüffelnase immer auf dem Boden des Klangteppichs. Das ist dann eine Mischung aus spirituellem Erlebnis und Scharfschützen-Camp. Man könnte Deine Idee, die wahrscheinlich tatsächlich mehr qualitativ hochwertige Stücke hervorbringt, für ein neues Format nutzen, das vielleicht Keimzellenbefruchtung über's Netz pur ist oder für spezielle Sessions, die eben nicht Spheric Lounge sind. Ansonsten ist es ein schöner Anstoß für die die Lust haben was vor zu bereiten, bisher aber vielleicht eher untergegangen sind in der allgemeinen "So, wir fangen dann mal irgendwie an"-Stimmung; man kann, aber man muss ja nicht. So wäre mein Kompromiss. Wir können dann während oder vor den Sessions rumfragen "hat wer was?", damit man grad nicht rumsuchen muss und derjenige, der sich die Mühe gemacht hat und Lust auf die Lorbeeren hat, nicht wegen Unsicherheits-Losgedengel leer ausgeht und in der Session nicht zum Zuge kommt. Allerdings geht für mein persönliches Gefühl von Spheric Lounge Sessions durch vermehrtes Vorbereiten der romantische magische Gedanke des Projekts ein großes Stück weit flöten. Und Vorsicht! Vielleicht werden die Sessions ja irgendwann "noch besser", wenn jeder zweite eine Keimzelle und jeder andere zweite ne tragende Melodie dabei hat usw. So, Mahlzeit!
der enzo ... immer neue ideen SUPER - also ich würd das mal fast als "ambient - basic sound libary" bezeichnen. werde ebenso mal in unserem forum einen aufruf starten wer mitmachen möchte. mal schaun was alles dabei rauskommt.
reverb said...
Dann muss ich endlich mal meine DAW auf Vordermann bringen
Klangforschung said...
yeah! Schöne Idee und ab und zu mal sowas bei den Session zu probieren find ich prima.. is ja fast wie ne remix session.. werd da gerne was beisteuern.. chillige Grüße aus den Bergeeeeennnnnnnn!
Isabelle said...
Allööö, ja, aber und nein, ja doch, also jein. In vielen Sessions gab's ja auch jemand, der da schon mal was vorbereitet hat, wenn sich das bisher auch eher auf die Leadsequenzen und nicht auf die Einstiegssequenzen bezog (siehe Bsp. dreamy boy oder auch string theory u.v.a.). Vielleicht sollte nach Deinen Gedanken dahin der Appell gehen, dass man sich vor der Session vorbereitet im Sinne von "bestensfalls hat jeder eine Kristallkeimzelle parat". Allerdings dürfte das nicht allen Beteiligten liegen, und das finde ich auch gut so. Denn es ist ja nicht so, dass nicht auch mal komplett improvisierte Stücke Knaller geworden sind. Im Unterschied zum Produzieren finde ich es nach wie vor äußerst attraktiv und für mein Spheric Lounge-Erleben essentiell, dass etwas im Moment entsteht; das mag zwar mehr Ausschuss produzieren, aber WENN es dann mal klappt, dann ist die Freude auch gaaaaanz groooooooß. Und diese seltenen Momente sind für mich der echte Kick. Ist für mich einfach der Unterschied, Spheric Lounge soll "live improvisierter Ambient" sein, dieses Selbstverständnis wird durch eine Regel "so, wir improvisieren zwar, aber bitte immer nur zu etwas richtig tollem, was wir zu Hause schon mal vorbereitet haben" ausgehöhlt. Eine gute Session ist für mich eine Session, in der es ums Spüren geht, um das Mich-Treiben-Lassen, und gleichzeitig um die Jagd nach dem richtigen Moment, mit der Schnüffelnase immer auf dem Boden des Klangteppichs. Das ist dann eine Mischung aus spirituellem Erlebnis und Scharfschützen-Camp. Man könnte Deine Idee, die wahrscheinlich tatsächlich mehr qualitativ hochwertige Stücke hervorbringt, für ein neues Format nutzen, das vielleicht Keimzellenbefruchtung über's Netz pur ist oder für spezielle Sessions, die eben nicht Spheric Lounge sind. Ansonsten ist es ein schöner Anstoß für die die Lust haben was vor zu bereiten, bisher aber vielleicht eher untergegangen sind in der allgemeinen "So, wir fangen dann mal irgendwie an"-Stimmung; man kann, aber man muss ja nicht. So wäre mein Kompromiss. Wir können dann während oder vor den Sessions rumfragen "hat wer was?", damit man grad nicht rumsuchen muss und derjenige, der sich die Mühe gemacht hat und Lust auf die Lorbeeren hat, nicht wegen Unsicherheits-Losgedengel leer ausgeht und in der Session nicht zum Zuge kommt. Allerdings geht für mein persönliches Gefühl von Spheric Lounge Sessions durch vermehrtes Vorbereiten der romantische magische Gedanke des Projekts ein großes Stück weit flöten. Und Vorsicht! Vielleicht werden die Sessions ja irgendwann "noch besser", wenn jeder zweite eine Keimzelle und jeder andere zweite ne tragende Melodie dabei hat usw. So, Mahlzeit!
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hier mal etwas "Senf" aus einer anderen Perspektive:
"Improvisation" hat in den meisten Musik"systemen" etwas mit Mustererweiterung, -veränderung zu tun, z.B. Blues-Improvisation über Bluesschema, Raga-Improvisation über Ragaskala, punktelle Improvisation (ziemlich unbekannt, aus dem Jazz oder Avantgarde-Bereich) durch "einzelne" Töne ohne Melodiecharakter oder nicht ausgeschriebene Kadenzen in der Klassik.
Das bedeutet alles hat einen "musikalischen" Ausgangspunkt und man bleibt in einem gewissen melodischen, harmonischen oder rhytmischen Bereich. Dies ist sicher sehr spannend, und ich finde die Idee der "Keime" interessant, aber wäre es nicht auch genauso spannend mal die Idee der "intuitiven" Musik (siehe "Setz die Segel zur Sonne") mit einzubeziehen, d.h. durch Texte, die Handlungsvorschriften oder eine gemeinsame "mentale" Ausgangssituation beinhalten, einen Rahmen abstecken. Ich fand unsere "Versuche" das Stockhausenstück zu spielen, ergab auch neue musikalische Ausdrucksformen, die schon etwas über Mustererweiterung hinaus ging.
"Improvisation" hat in den meisten Musik"systemen" etwas mit Mustererweiterung, -veränderung zu tun, z.B. Blues-Improvisation über Bluesschema, Raga-Improvisation über Ragaskala, punktelle Improvisation (ziemlich unbekannt, aus dem Jazz oder Avantgarde-Bereich) durch "einzelne" Töne ohne Melodiecharakter oder nicht ausgeschriebene Kadenzen in der Klassik.
Das bedeutet alles hat einen "musikalischen" Ausgangspunkt und man bleibt in einem gewissen melodischen, harmonischen oder rhytmischen Bereich. Dies ist sicher sehr spannend, und ich finde die Idee der "Keime" interessant, aber wäre es nicht auch genauso spannend mal die Idee der "intuitiven" Musik (siehe "Setz die Segel zur Sonne") mit einzubeziehen, d.h. durch Texte, die Handlungsvorschriften oder eine gemeinsame "mentale" Ausgangssituation beinhalten, einen Rahmen abstecken. Ich fand unsere "Versuche" das Stockhausenstück zu spielen, ergab auch neue musikalische Ausdrucksformen, die schon etwas über Mustererweiterung hinaus ging.
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"intuitive" musik
lieber hadi,
danke für deinen köstlichen senf den ansatz, den du mit "intuitiver" musik beschreibst finde ich grossartig und wir haben das in der spheric lounge auch schon in verschiedenen formen angewendet. am spannendsten fand ich die direkte wechselseitige beeinflussung von text und musik, die wir bei der "live ambient party 2007" ausprobiert hatten. da tippte immer jemand (z.B. unser lieber reverb hat das super und ausführlich gemacht) mit einem beamer kleine geschichten an die wand und die musik folgte dem text und umgekehrt. die assoziationen der leute im raum zur musik wurden synchronisiert und dadurch entstand wirklich so etwas wie eine offizielle geschichte, weil alle wussten was gerade alle wissen. ich fand, echtzeit bringt noch mal einen extra erlebnis, im vergleich zu einer vorausgehenden text-setzung. auch haben wir uns oft selber themen gestellt. euer stockhausen experiment fand ich ja sowieso klasse!
der ansatz mit den keimen greift meiner ansicht nach viel brutaler in den improvisationsprozess ein, als zarte intuition. und mich juckt's zu erleben, ob's das wert ist, weil im grunde liebe ich ja auch die freiheit und anarchie beim improvisieren. aber auch liebe ich die variation herum um einen festen kern und zwar auf allen ebenen. methodische variation finde ich genauso spannend wie variationen im klang, in der technik, dem raum oder in der personellen zusammensetzung der gruppe. alles hat einfluss auf die musik und es ist immer wieder überaschend die auswirkungen dieser oder jenen variation zu entdecken - besonders wenn man gezielt hypothesen testet und erfolg dabei hat.
danke für deinen köstlichen senf den ansatz, den du mit "intuitiver" musik beschreibst finde ich grossartig und wir haben das in der spheric lounge auch schon in verschiedenen formen angewendet. am spannendsten fand ich die direkte wechselseitige beeinflussung von text und musik, die wir bei der "live ambient party 2007" ausprobiert hatten. da tippte immer jemand (z.B. unser lieber reverb hat das super und ausführlich gemacht) mit einem beamer kleine geschichten an die wand und die musik folgte dem text und umgekehrt. die assoziationen der leute im raum zur musik wurden synchronisiert und dadurch entstand wirklich so etwas wie eine offizielle geschichte, weil alle wussten was gerade alle wissen. ich fand, echtzeit bringt noch mal einen extra erlebnis, im vergleich zu einer vorausgehenden text-setzung. auch haben wir uns oft selber themen gestellt. euer stockhausen experiment fand ich ja sowieso klasse!
der ansatz mit den keimen greift meiner ansicht nach viel brutaler in den improvisationsprozess ein, als zarte intuition. und mich juckt's zu erleben, ob's das wert ist, weil im grunde liebe ich ja auch die freiheit und anarchie beim improvisieren. aber auch liebe ich die variation herum um einen festen kern und zwar auf allen ebenen. methodische variation finde ich genauso spannend wie variationen im klang, in der technik, dem raum oder in der personellen zusammensetzung der gruppe. alles hat einfluss auf die musik und es ist immer wieder überaschend die auswirkungen dieser oder jenen variation zu entdecken - besonders wenn man gezielt hypothesen testet und erfolg dabei hat.
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So einen "Keim"-Ansatz hatte ich auch schon mal (allerdings ohne Wissen aller Beteiligten) in EK-Lounge-Sessions benutzt, da ich in meinem crusher nicht nur "sounds", sondern auch "Teile" oder sogar ganze Stücke lade. Allerdings bringt der crusher den Vorteil, dass es nicht immer "starr" gleich klingen muss (Ligeti in Wolken zerlegt, hat auch etwas ). Außerdem muss ja so ein Keim nicht immer am Anfang stehen... man kann ja auch mittendrin einem Stück eine neue Wendung geben.
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Ich finde den Ansatz mit den "Kristallisationskeimen" gut.
Ich würde es aber nicht dauernd Einsetzen sondern eher am Anfang einer Session, wenn man sich noch nicht so gefunden hat, und wenn eine längere "chaotische", planlose Phase herrscht.
Eigentlich habe ich sowas schon für das kommende Synthesizer Treffen vorgesehen. "Loops" habe ich aber noch keine gemacht.
Was mir noch zu den Keimen einfällt:
Vor der Session die Keime bekannt geben die an der Session gespielt werden. Möglichst mit eindeutigem Namen. Vielleicht sogar ein Name/Titel der die Phantasie anregt. (so wie bei der Ambient Party im letzten Jahr mit den Texten)
Die BPM könnte man gleich auch noch in den Titel schreiben. Vielleicht sogar die Tonart.
Wenn dann der Keim an der Session läuft, wird einfach der Name mit BPM bekanntgegeben. Falls jemand zuhause einen speziellen Sound dazu vorbereitet hat weiss er dann wann er ihn benutzen kann.
Ich denke da sogar ein wenig weiter und würde die Keime als Video-Clips auslegen. Also Video-Clips die an der Jam auch gezeigt werden.
Das hätte den Vorteil das man im Clip gleich noch den Namen und die BPM integrieren kann und jeder es leicht sehen kann.
Weiterhin kann man den Video auf den Keim abstimmen. Z.B. wenn der Keim "Weltraum" heisst, dann könnte man einen im Rhythmus pulsierenden Sternennebel zeigen.
Weiterhin könnte man in der Nachproduktion den Video-Keim nehmen und mit der Jamaufnahme ergänzen und schon hätte man einen passenden Videoclip.
Der Nachteil ist dann aber der Aufwand um solche Video-Keime zu produzieren.
Aber ehrlich, ich habe mich jetzt beim schreiben gleich dazu entschlossen sowas beim Synthesizer Treffen zu machen.
Ich wollte sowieso ein paar Graphik-Videos für Projektionen während der Jam machen und so könnte ich das gleich probieren.
Mal sehen was daraus wird.
Was war das übrigens für ein Versuch ein Stockhausenstück zu spielen.
Wo war das? Gibt es da was zu hören und was war der Ansatz?
Ich würde es aber nicht dauernd Einsetzen sondern eher am Anfang einer Session, wenn man sich noch nicht so gefunden hat, und wenn eine längere "chaotische", planlose Phase herrscht.
Eigentlich habe ich sowas schon für das kommende Synthesizer Treffen vorgesehen. "Loops" habe ich aber noch keine gemacht.
Was mir noch zu den Keimen einfällt:
Vor der Session die Keime bekannt geben die an der Session gespielt werden. Möglichst mit eindeutigem Namen. Vielleicht sogar ein Name/Titel der die Phantasie anregt. (so wie bei der Ambient Party im letzten Jahr mit den Texten)
Die BPM könnte man gleich auch noch in den Titel schreiben. Vielleicht sogar die Tonart.
Wenn dann der Keim an der Session läuft, wird einfach der Name mit BPM bekanntgegeben. Falls jemand zuhause einen speziellen Sound dazu vorbereitet hat weiss er dann wann er ihn benutzen kann.
Ich denke da sogar ein wenig weiter und würde die Keime als Video-Clips auslegen. Also Video-Clips die an der Jam auch gezeigt werden.
Das hätte den Vorteil das man im Clip gleich noch den Namen und die BPM integrieren kann und jeder es leicht sehen kann.
Weiterhin kann man den Video auf den Keim abstimmen. Z.B. wenn der Keim "Weltraum" heisst, dann könnte man einen im Rhythmus pulsierenden Sternennebel zeigen.
Weiterhin könnte man in der Nachproduktion den Video-Keim nehmen und mit der Jamaufnahme ergänzen und schon hätte man einen passenden Videoclip.
Der Nachteil ist dann aber der Aufwand um solche Video-Keime zu produzieren.
Aber ehrlich, ich habe mich jetzt beim schreiben gleich dazu entschlossen sowas beim Synthesizer Treffen zu machen.
Ich wollte sowieso ein paar Graphik-Videos für Projektionen während der Jam machen und so könnte ich das gleich probieren.
Mal sehen was daraus wird.
Was war das übrigens für ein Versuch ein Stockhausenstück zu spielen.
Wo war das? Gibt es da was zu hören und was war der Ansatz?
Guxt Du hier: http://www.ek-lounge.de/news.html unter den Einträgen für die 15. und 16. Session am 2.2.08.Metunar hat geschrieben:Was war das übrigens für ein Versuch ein Stockhausenstück zu spielen.
Wo war das? Gibt es da was zu hören und was war der Ansatz?
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falls jemand noch was zum Thema "Intuitive Musik" vs. "Improvisation" lesen möchte, hier ein link: http://www20.brinkster.com/improarchive ... tlegen.htm
Der Begriff "Intuitive Musik" wird auch nicht immer gleich verstanden: so sieht das selbst die Familie Stockhausen (Vater & Söhne) nicht einheitlich - so sind die Söhne auch im Bereich "Moderner Jazz" unterwegs und das kann man auch hören.
Der Begriff "Intuitive Musik" wird auch nicht immer gleich verstanden: so sieht das selbst die Familie Stockhausen (Vater & Söhne) nicht einheitlich - so sind die Söhne auch im Bereich "Moderner Jazz" unterwegs und das kann man auch hören.
- kunst4life
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eines wird hier immer wieder unterschätzt bzw. vergessen - die idee der keime soll ja auch die nicht liveambientpraktizierenden treffen - ansprechen.
sprich leute die nicht zu den sessions kommen oder für die wo die nächste session zeitlich zu lange hin ist und inzwischen was produzieren wollen. die keime sind anregungen - daran weiterzuarbeiten, ev. seinen teil dazuzugeben und online stellen wo jemand anders dann weiterarbeitet. am schluss sieht man dann was daraus entstanden ist.
für die sessions würde ich die auch nicht gezielt verwenden wollen, wirklich nur wenn man entweder eine wohnzimmer session macht wo gerade kein spirit kommt oder so - aber bei den sessions glaube ich auch dass der moment zählt - da gebe ich der isabelle auf jedenfall recht. für mich zählt auch nicht so das endergebniss sondern der spass am moment - was dann am schluss rauskommt ist egal - wenns toll geworden ist, natürlich noch besser.
also die keime empfinde ich u.a. als basic sound libary um eher offline startmaterial und anregungen zu haben. oder für eine self ambient jam um vorzuüben oder neue sounds zu testen.
sprich leute die nicht zu den sessions kommen oder für die wo die nächste session zeitlich zu lange hin ist und inzwischen was produzieren wollen. die keime sind anregungen - daran weiterzuarbeiten, ev. seinen teil dazuzugeben und online stellen wo jemand anders dann weiterarbeitet. am schluss sieht man dann was daraus entstanden ist.
für die sessions würde ich die auch nicht gezielt verwenden wollen, wirklich nur wenn man entweder eine wohnzimmer session macht wo gerade kein spirit kommt oder so - aber bei den sessions glaube ich auch dass der moment zählt - da gebe ich der isabelle auf jedenfall recht. für mich zählt auch nicht so das endergebniss sondern der spass am moment - was dann am schluss rauskommt ist egal - wenns toll geworden ist, natürlich noch besser.
also die keime empfinde ich u.a. als basic sound libary um eher offline startmaterial und anregungen zu haben. oder für eine self ambient jam um vorzuüben oder neue sounds zu testen.
So sehe ich das auch. Vorgefertigte Keime können über eine "intuitive Durststrecke" hinweg helfen oder eine Basis in Offline-Sessions darstellen. Jeder Teilnehmer gibt dann seinen musikalischen Senf dazu und fertig ist das Stück.kunst4life hat geschrieben:eines wird hier immer wieder unterschätzt bzw. vergessen - die idee der keime soll ja auch die nicht liveambientpraktizierenden treffen - ansprechen...
Auf Live Sessions würde ich dagegen vorrangig mit anderen Mitteln versuchen, eine Richtung oder einen Rahmen nach kurzer Einweisung bzw. Absprache "vorzugeben" an dem man sich orientiert. Ggf. auch ein Mentor, der hier und da mal durch Zeichen eingreift, also ein "abgespeckter Dirigent". Oder eine Idee/Thema vorbereiten, Sounds vorher aussuchen und dann Live musikalisch umsetzten. Zu einer Live Session gehört aber genauso das freie Improvisieren, aber nicht nur.
Die Alternativen, die HaDi bereits ansprach, sollten auch aus meiner Sicht weiterentwickelt werden. Die Ansätze fand ich vielversprechend.
Re: kommentare zum blog
Sehe ich ähnlich.enzo_cage hat geschrieben:Isabelle said... ... aber WENN es dann mal klappt, dann ist die Freude auch gaaaaanz groooooooß. Und diese seltenen Momente sind für mich der echte Kick. Ist für mich einfach der Unterschied, Spheric Lounge soll "live improvisierter Ambient" sein, dieses Selbstverständnis wird durch eine Regel "so, wir improvisieren zwar, aber bitte immer nur zu etwas richtig tollem, was wir zu Hause schon mal vorbereitet haben" ausgehöhlt. Eine gute Session ist für mich eine Session, in der es ums Spüren geht, um das Mich-Treiben-Lassen, und gleichzeitig um die Jagd nach dem richtigen Moment, mit der Schnüffelnase immer auf dem Boden des Klangteppichs. Das ist dann eine Mischung aus spirituellem Erlebnis und Scharfschützen-Camp.
Ich mag das sehr, wenn sich ein Stück völlig aus dem NICHTS heraus entwickelt und niemand vorher weiß, wohin die Reise geht.
Wenn der Kristallisationskeim ein bereits komplett vor-arrangiertes Stück ist, das jemand einfach nur abfeuert und alle anderen spielen nur noch dazu, dann ist das sicherlich ein falscher Ansatz. Sowas hatten wir schon, aber es hat keinen Spaß gemacht und ging an dem Grundprinzip einer improvisierten Session vorbei. Das ist dann eher so: Ich hab ein neues Stück gemacht und ihr dürft da auch bischen mitspielen...
Sobald der Keim aber klein bleibt, so klein das er zwar die Mitspieler animiert, ohne jedoch gleich den Weg vorzugeben, so finde ich das okay. Es könnte die Zeit, bis alle sich aufeinander eingefunden haben, deutlich verkürzen und die Musik wäre sicherlich auch besser.
Die Umsetzung der Stockhausen Themen fand ich extrem spannend, das war eine der schönsten Sessions. So hoch konzentriert waren wir sonst wohl noch nie.mira hat geschrieben:Ggf. auch ein Mentor, der hier und da mal durch Zeichen eingreift, also ein "abgespeckter Dirigent". Oder eine Idee/Thema vorbereiten, Sounds vorher aussuchen und dann Live musikalisch umsetzten. Zu einer Live Session gehört aber genauso das freie Improvisieren, aber nicht nur.
Re: "intuitive" musik
Das war der Hammer!enzo_cage hat geschrieben:am spannendsten fand ich die direkte wechselseitige beeinflussung von text und musik, die wir bei der "live ambient party 2007" ausprobiert hatten. da tippte immer jemand (z.B. unser lieber reverb hat das super und ausführlich gemacht) mit einem beamer kleine geschichten an die wand und die musik folgte dem text und umgekehrt.
Ich weiß noch nicht so recht, ob das Keime-Konzept "offline" funktionieren kann. Denn ich denke, die Stücke in den Sessions sind geprägt vom Zeitverhalten des Entstehungsprozesses (der "Systemdynamik").
Musik erzeugen, Hören und Reagieren geschehen bei den Sessions gleichzeitig und in einem rückgekoppelten Prozess. Weil unsere Musik langsam ist, sind die Reaktionszeiten unserer musikalischen Kommunikation teilweise schneller als die musikalischen Zeitstrukturen. Das bestimmt wesentlich die Systemdynamik, und dadurch wird diese zum Teil des Klangs. Ich würde sogar sagen, erst die Langsamkeit ermöglicht die musikalische Fülle, die wir erleben, und je langsamer die Musik ist, umso besser ist sie improvisierbar. Ein Vergleich: Ein Besenstiel kippt langsam und lässt sich darum erfolgreich balancieren. Ein Zahnstocher dagegen...
Ein Offline-Rückkopplungsprozess, der nicht in diesem Zeitmaßstab stattfindet, muss eine andere Musik ergeben.
Wie stark überhaupt der Einfluss eines "Starters", der den Flow in Gang bringt, im Vergleich zu dem Einfluss des dann folgenden Improvisationsgeschehens ist, kann ich daraus nicht schließen. Aber dass ein Keim, der nicht live gespielt wird, der also nicht an der rückgekoppelten Kommunikation teilnimmt, wirklich dieselbe Wirkung haben kann, da habe ich etwas Zweifel. Und das gilt erst recht fürs Alleine-Jammen.
Na gut, vielleicht kann also offline nicht dasselbe herauskommen wie bei Sessions, aber trotzdem etwas Gutes? Soll mir recht sein!
Das erwähnte Stockhausen-Skript finde ich ärgerlich. Weil es mich nichts wählen lässt!
Ansonsten enthält es nichts, das wir nicht beim Improvisieren -- allerdings ohne Verzicht auf Freiheit -- sowieso schon tun. Und Bilder wie "Gold" kriegen wir doch auch ohne Vordenker mindestens ebenso gut hin, oder?
Wenn das Skript zu Ambient passt, ist das Zufall: Stockhausen wollte nicht Ambient, sonst hätte er Ambient gemacht. Und wenn es sich bei der EK-Lounge bewährt hat, ist auch das Zufall: Es ging ihm bestimmt nicht um optimale Entfaltungsmöglichkeiten für die Kreativität der Musiker. Im Gegenteil, ich sehe seine Skripte als eine Art algorithmische Kompositionen unter Verwendung von Musikern anstelle eines Computers zur Ausführung. Die Musiker sind, wie immer, reine Interpreten ohne jede kompositorische Kompetenz; der Komponist behält den Alleinanspruch auf die schöpferische Leistung.
Bei den Stockhausen-Skripten geht es nach meinem Empfinden überhaupt nicht um Improvisation. Es ist bloß Konzeptkunst. (Und ich will gar nicht erst davon reden, wie beliebig ich sie finde.)
Nur dass das klar ist: die "Goldpalast"-Stücke sind alles andere als ärgerlich!
Ich finde, wenn wir so etwas wie ein Skript benutzen wollten, so müsste es unbedingt eines sein, das mehr Kreativität freisetzt als es durch Festlegung wegnimmt. Eines, das keine Komposition sein will. Ich kann keinen Karlheinz brauchen, der in meinem Kopf umhergeht und kontrolliert, ob ich brav die Regeln befolge.
Anweisungen von einem, der nicht auch mitspielt, lehne ich ab. (Und auf schmückende Ikonen aus dem akademischen Kunstmusik-Feuchtbiotop kann ich sowieso verzichten.)
Das Wesen von Improvisation ist, dass sie ein von unten her aufgebauter ("Bottom-Up") Prozess ist. Im Gegensatz zur Komposition, die von oben her aufgebaut ("Top-Down") ist. Man kann auch induktiv beziehungsweise deduktiv sagen.
Musikalische Improvisation kann nur vom Musiker selbst ausgehen.
Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen das Experimentieren mit Vorgaben. Selbstgemachte Vorgaben, versteht sich. Man kann experimentieren, um sich von verschiedenen Seiten her an jenen geheimnisvollen Punkt heranzutasten, wo scheinbar aus dem Nichts die Ideen entstehen. Experimentieren am Kommunikationsprozess, an der schöpferischen Situation, an uns selbst.
Wozu? Um den Prozess zu verstehen, nicht um ihn zu ersetzen!
Vielleicht kann man dann irgendwann das Entstehen jenes glücksgefühlauslösenden Flows gezielter provozieren.
Beim Beobachten muss man aufpassen, dass man das Folgen einer Vorgabe und die eigentliche Improvisation auseinanderhält.
Danke, Isabelle, dass du uns an die "Magie" erinnert hast!
Ich bin mir noch nicht im klaren, ob das Experimentieren möglicherweise auch gefährlich ist. Könnte es sein, dass ich, sobald ich das Entstehen unserer Musik verstehe, es dadurch entzaubere und das Schöne daran zerstöre? Ich bin hin- und hergerissen. Erkenntnisse über unsere Kreativität zu gewinnen, ist so verlockend, andererseits habe ich auch Angst, ein schönes Erlebnis damit zu verlieren. Ist uns nicht auch schon ein bisschen verloren gegangen, wenn wir gelernt haben, analytisch zuzuhören?
Vielleicht sollte man nur indirekt herangehen, und behutsam. Einfach nur beobachten, was sich bewährt. Vermeiden, dass man allzu viel analysiert und steuert? Hmm.
Ich denke aber nicht, dass man deshalb jetzt jede Session-Vorbereitung vermeiden müsste.
(Das war sozusagen der Theorieteil. Zur Praxis folgt wahrscheinlich später noch was.)
Musik erzeugen, Hören und Reagieren geschehen bei den Sessions gleichzeitig und in einem rückgekoppelten Prozess. Weil unsere Musik langsam ist, sind die Reaktionszeiten unserer musikalischen Kommunikation teilweise schneller als die musikalischen Zeitstrukturen. Das bestimmt wesentlich die Systemdynamik, und dadurch wird diese zum Teil des Klangs. Ich würde sogar sagen, erst die Langsamkeit ermöglicht die musikalische Fülle, die wir erleben, und je langsamer die Musik ist, umso besser ist sie improvisierbar. Ein Vergleich: Ein Besenstiel kippt langsam und lässt sich darum erfolgreich balancieren. Ein Zahnstocher dagegen...
Ein Offline-Rückkopplungsprozess, der nicht in diesem Zeitmaßstab stattfindet, muss eine andere Musik ergeben.
Wie stark überhaupt der Einfluss eines "Starters", der den Flow in Gang bringt, im Vergleich zu dem Einfluss des dann folgenden Improvisationsgeschehens ist, kann ich daraus nicht schließen. Aber dass ein Keim, der nicht live gespielt wird, der also nicht an der rückgekoppelten Kommunikation teilnimmt, wirklich dieselbe Wirkung haben kann, da habe ich etwas Zweifel. Und das gilt erst recht fürs Alleine-Jammen.
Na gut, vielleicht kann also offline nicht dasselbe herauskommen wie bei Sessions, aber trotzdem etwas Gutes? Soll mir recht sein!
Das erwähnte Stockhausen-Skript finde ich ärgerlich. Weil es mich nichts wählen lässt!
Ansonsten enthält es nichts, das wir nicht beim Improvisieren -- allerdings ohne Verzicht auf Freiheit -- sowieso schon tun. Und Bilder wie "Gold" kriegen wir doch auch ohne Vordenker mindestens ebenso gut hin, oder?
Wenn das Skript zu Ambient passt, ist das Zufall: Stockhausen wollte nicht Ambient, sonst hätte er Ambient gemacht. Und wenn es sich bei der EK-Lounge bewährt hat, ist auch das Zufall: Es ging ihm bestimmt nicht um optimale Entfaltungsmöglichkeiten für die Kreativität der Musiker. Im Gegenteil, ich sehe seine Skripte als eine Art algorithmische Kompositionen unter Verwendung von Musikern anstelle eines Computers zur Ausführung. Die Musiker sind, wie immer, reine Interpreten ohne jede kompositorische Kompetenz; der Komponist behält den Alleinanspruch auf die schöpferische Leistung.
Bei den Stockhausen-Skripten geht es nach meinem Empfinden überhaupt nicht um Improvisation. Es ist bloß Konzeptkunst. (Und ich will gar nicht erst davon reden, wie beliebig ich sie finde.)
Nur dass das klar ist: die "Goldpalast"-Stücke sind alles andere als ärgerlich!
Ich finde, wenn wir so etwas wie ein Skript benutzen wollten, so müsste es unbedingt eines sein, das mehr Kreativität freisetzt als es durch Festlegung wegnimmt. Eines, das keine Komposition sein will. Ich kann keinen Karlheinz brauchen, der in meinem Kopf umhergeht und kontrolliert, ob ich brav die Regeln befolge.
Anweisungen von einem, der nicht auch mitspielt, lehne ich ab. (Und auf schmückende Ikonen aus dem akademischen Kunstmusik-Feuchtbiotop kann ich sowieso verzichten.)
Das Wesen von Improvisation ist, dass sie ein von unten her aufgebauter ("Bottom-Up") Prozess ist. Im Gegensatz zur Komposition, die von oben her aufgebaut ("Top-Down") ist. Man kann auch induktiv beziehungsweise deduktiv sagen.
Musikalische Improvisation kann nur vom Musiker selbst ausgehen.
Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen das Experimentieren mit Vorgaben. Selbstgemachte Vorgaben, versteht sich. Man kann experimentieren, um sich von verschiedenen Seiten her an jenen geheimnisvollen Punkt heranzutasten, wo scheinbar aus dem Nichts die Ideen entstehen. Experimentieren am Kommunikationsprozess, an der schöpferischen Situation, an uns selbst.
Wozu? Um den Prozess zu verstehen, nicht um ihn zu ersetzen!
Vielleicht kann man dann irgendwann das Entstehen jenes glücksgefühlauslösenden Flows gezielter provozieren.
Beim Beobachten muss man aufpassen, dass man das Folgen einer Vorgabe und die eigentliche Improvisation auseinanderhält.
Danke, Isabelle, dass du uns an die "Magie" erinnert hast!
Ich bin mir noch nicht im klaren, ob das Experimentieren möglicherweise auch gefährlich ist. Könnte es sein, dass ich, sobald ich das Entstehen unserer Musik verstehe, es dadurch entzaubere und das Schöne daran zerstöre? Ich bin hin- und hergerissen. Erkenntnisse über unsere Kreativität zu gewinnen, ist so verlockend, andererseits habe ich auch Angst, ein schönes Erlebnis damit zu verlieren. Ist uns nicht auch schon ein bisschen verloren gegangen, wenn wir gelernt haben, analytisch zuzuhören?
Vielleicht sollte man nur indirekt herangehen, und behutsam. Einfach nur beobachten, was sich bewährt. Vermeiden, dass man allzu viel analysiert und steuert? Hmm.
Ich denke aber nicht, dass man deshalb jetzt jede Session-Vorbereitung vermeiden müsste.
(Das war sozusagen der Theorieteil. Zur Praxis folgt wahrscheinlich später noch was.)
- HaDi
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Obwohl ich nun wirklich kein Stockhausen-Anhänger bin und zur Genüge seinen absoluten Dirigismus (Festlegen von musikalischen Parametern bis ins kleinste - serielle Musik) verabscheue, muss ich doch eine Lanze für die "kurze" Phase der Öffnung seines Denkens (sicher auch beeinflusst durch Cage) brechen. Hierzu zunächst einige Originalzitate:Jens Groh hat geschrieben:Das erwähnte Stockhausen-Skript finde ich ärgerlich. Weil es mich nichts wählen lässt!
Ansonsten enthält es nichts, das wir nicht beim Improvisieren -- allerdings ohne Verzicht auf Freiheit -- sowieso schon tun. Und Bilder wie "Gold" kriegen wir doch auch ohne Vordenker mindestens ebenso gut hin, oder?
Wenn das Skript zu Ambient passt, ist das Zufall: Stockhausen wollte nicht Ambient, sonst hätte er Ambient gemacht. Und wenn es sich bei der EK-Lounge bewährt hat, ist auch das Zufall: Es ging ihm bestimmt nicht um optimale Entfaltungsmöglichkeiten für die Kreativität der Musiker. Im Gegenteil, ich sehe seine Skripte als eine Art algorithmische Kompositionen unter Verwendung von Musikern anstelle eines Computers zur Ausführung. Die Musiker sind, wie immer, reine Interpreten ohne jede kompositorische Kompetenz; der Komponist behält den Alleinanspruch auf die schöpferische Leistung.
Bei den Stockhausen-Skripten geht es nach meinem Empfinden überhaupt nicht um Improvisation. Es ist bloß Konzeptkunst. (Und ich will gar nicht erst davon reden, wie beliebig ich sie finde.)
"Ich habe diese Musik, die aus der geistigen Einstimmung der Musiker durch kurze Texte entsteht, intuitive Musik genannt. Das Wort "Improvisation" scheint mir für das, was wir spielen, nicht mehr richtig zu sein, da man mit Improvisation immer auch die Vorstellung von zugrunde liegenden Schemata, Formeln, stilistischen Elementen verbindet..."
"Mit intuitiver Musik möchte ich bewußt machen, dass sie möglichst rein aus der Intuition kommt, die bei einer Gruppe von intuitiv spielenden Musikern qualitativ mehr ist als die Summe von individuellen "Einfällen" auf Grund einer gegenseitigen "Rückkopplung". Die "Orientierung" der Musiker, die ich auch "Einstimmung" nannte, ist aber nicht eine beliebige oder negative...,sondern sie ist jeweils konzentriert durch einen von mir geschriebenen Text, der das Intuitive in ganz bestimmter Weise herausfordert".
Ich gebe Dir recht, Stockhausen bezeichnet seine Texte als Komposition und hat auch sehr genaue Vorstellungen, wie eine gelungene "Interpretation" seiner Stücke aussehen sollte. Wir haben das Stück "Setz die Segel zur Sonne" nach einer kurzen Einführung mit Texten von Stockhausen gespielt, Mir ging es nicht darum eine "authentische" Wiedergabe zu erzielen. Es diente eher als kleine Übung in Richtung "Hören", "Zuhören" und "Auf einander Hören". Eigentlich ist es doch nichts Neues, das gerade in der Begrenzung ("Spiele einen Ton") mehr Kreativität zum Vorschein kommen kann, als im Urwald der unbegrenzten Möglichkeiten (Wer im Bereich von Synthies kennt denn nicht das Problem der "Klangauswahl" - die "Unbegrenztheit" kann vielfach zu einer "kreativen Lähmung" führen).
Noch eins zum Schluß, wir wollten wirklich kein Alibi-Akademisches "Schaut mal her, die EK-Lounge spielt auch Stockhausen" machen. Also bitte keinen Generalverdacht. Warum soll man nicht auch mal was aus anderen Bereichen probieren, wenn die Idee mehr transportieren kann, als das bereits Bekannte.
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Es fruchtete ein Keim bei der Ek-Session 20.
Keim (Strings) kam von dest4b.
Ergebnis:Missing Spacepilot
Keim (Strings) kam von dest4b.
Ergebnis:Missing Spacepilot
Zuletzt geändert von Timber am 20. Okt 2008, 11:56, insgesamt 1-mal geändert.
Keep on S.E.T.I. !
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hi leutz,
ich hab ja leider derzeit kaum ne möglichkeit auf ein treff oder zur lounge vorbei zu kommen. die idee mit dem kristallisationskeim finde ich nicht nur deswegen echt super!
momentan hab ich auch nur einen minimac mit reaktor am laufen, wegen meiner dauerbaustelle ist und bleibt der rest meines knopf-gear weiterhin erstmal staubdicht eingemottet.... so ein leben zwischen zementsäcken, palettenweise kalksandstein und einer schreinerwerkstatt im wohnzimmer ist wahnsinnig inspirieren: ich könnte mich fast dran gewöhnen…
ich hab mir mal beide tracks enzo_cage_crystal… gesaugt und begonnen, ein älteres reaktor-granular-ensemble zu modifizieren, mit dem ich immer wieder sehr gerne arbeite: ich hab vor einiger zeit mal mit bernie's alien-sampler eine ziemliche durchgeknallte serie gemacht.... wer sich dafür interessiert: das entsprechende reaktorensemble ist eine mehrjährige weiterentwicklung aus dem GRAINSTATE
es ist nun mein erstes ensemble für reaktor5, das die 500mb-grenze sprengt und grade noch so halbwegs flüssig bedienbar ist. mich wundert sowieso, das reaktor bei solchen monstern immer noch brav arbeitet…
das dumme an reaktor ist halt: je mehr rechnerleistung man hat, umso „hungriger“ werden die ensembles mit der zeit. man fährt da ständig im roten bereich
bisher bastel ich mit mit dem track enzo_cage_crystal_on_the_run rum. einigen von euch hab ich mal vor einiger zeit aufgezeigt, was speziell mit diesem ensemble möglich ist: ein ganzer track wird als ein einziges granularsample aufgefasst, das man beliebig durchfahren kann oder auch als einen gesamtklang (drone) verwursteln kann. man kann auch mehrere beliebige abschnitte aus dem track als sequenz zusammenfassen und in beliebiger richtung, geschwindigkeit, tonhöhe und granular anfahren. das geht sogar soweit, das der originale sound absolut nicht mehr erkennbar ist, aber trotzdem den klangliche charakter des originals widerspiegelt. (das ganze erinnert ein wenig an den hartmann-neuron, auch wenn es eigentlich völlig anders aufgebaut ist.)
leider wird da speziell bei diesem set momentan soviel rechnerleistung verbraten, das ich da so gut wie keine luft mehr habe um gleichzeitig einen mitschnitt zu machen, dafür müsste ich noch bisserl tricksen&basteln…
das was ich damit anstelle ist schon ziemlich extrem, deswegen mal einige anregungen (bitte nicht als negativ-kritik sehen…)
256kbit für mp3-codierung sollten minimumstandard bleiben. besser wären die original wav/aif-dateien, sind die noch verfügbar?
zwischendrin gibt es einige peaks und knackser, die im track hörbar stören (zb clipping bei enzo_cage_crystal_on_the_run bei ca 3:41)
ich benutze ja wiegesagt den gesamten track als granularsample
könntet ihr vor der codierung eine pegelnormalisierung durchführen, evtl peaks begrenzen und auf clipping achten, damit die rückkonvertierung immer ein optimum an qualität bringt....bei stereoaufnahmen beide kanäle etwa gleich aussteuern?? klar.... wie ich diesen track „verbrate“, war vielleicht auch ursprünglich nicht so geplant *duck* deswegen will ich hier nicht meckern, aber könnte man sich auf einen quasi „technischen qualitätslevel“ einigen?
der punkt ist folgender: bei so granular-basteleien fallen kleine unregelmäßigkeite sofort extrem auf: (ich denke mal, anderen rechnerbastlern könnte es ähnlich gehn) wenn ich die grain-breite auf einen kurzen bereich stauche und dabei in so einen „peak“ reinfahre, schiesst mir sofort der gesamte pegel knatternd nach oben, filter werden übersteuert, fangen an zu brüllen und die delay-queue spuckt die nächsten takte ein dröhnendes drone aus, das überhaupt nicht geplant/gewollt ist und auch nicht reinpasst.
genug draufgeprügelt, der originaltrack gefällt mir sehr gut, vor allem die stimmung (gefrorene und erstarrte winterlandschaft) die vermittelt wird. ich finde immer wieder interessant, wenn man so einen track startet, ihn einige zeit lang laufen lässt, dann nach und nach in eine klangwolke morpht und die weiter moduliert. im mix stehen momentan auch noch diverse andere sampels, zb das mulmige geräusch wenn sich in eisflächen risse bilden, das donnern aus einem wintergewitter, schritte über eine vereiste schneeoberfläche, erschöpfter atem, hundebellen....
grade solche tracks, die eine in sich geschlossene atmo haben, sind ideales futter für eine weitere granulare bearbeitung… (immer her damit)
…alleine schon das coverbild sagt genug aus… da trifft der kopf mittig auf den nagel.
das ganze erzeugt eine (je nach persönlicher empfindung) ziemlich mystisch-dunkle atmo. eigentlich weiß ich auch nicht mehr, wie weit das überhaupt noch als ambient durchgeht, bei mir laufen die dinger immer sehr weit in „experimentale klangräume“ rein.
ich hab ausserdem in meinen jungen jahren zuviel tomita/bermuda-triangle und aphextwin/selected ambient worx in einem „anderen bewusstseinszustand“ gehört, das versaut ja bekanntlich jeden anständigen bürgerlichen charakter, indem es etwas anderweitig prägt. *hehehe*
ich hoffe nur, das mein mittlerweile etwas schwächlicher rechner das noch mitmacht, das ganze aus einzelaufnahmen und statischen samples nachträglich zu montieren bringt nicht die selbe atmo als wenn es in einer session on_the_fly mitgeschnitten wird. und um den track wegen mangelnder rechenleistung zu begraben ist mir eigentlich zu schade.
(ich sollte mal einige leere getränkekisten wegbringen und mir damit eine speichererweiterung finanzieren. das dumme ist halt: gesammelte bierkisten sind für jeden häuslebauer ein hervorragendes baugerüst )
gruss ausm rheingau und rausguck
peter
ps: wer ist eigentlich isabelle?
ich hab ja leider derzeit kaum ne möglichkeit auf ein treff oder zur lounge vorbei zu kommen. die idee mit dem kristallisationskeim finde ich nicht nur deswegen echt super!
momentan hab ich auch nur einen minimac mit reaktor am laufen, wegen meiner dauerbaustelle ist und bleibt der rest meines knopf-gear weiterhin erstmal staubdicht eingemottet.... so ein leben zwischen zementsäcken, palettenweise kalksandstein und einer schreinerwerkstatt im wohnzimmer ist wahnsinnig inspirieren: ich könnte mich fast dran gewöhnen…
ich hab mir mal beide tracks enzo_cage_crystal… gesaugt und begonnen, ein älteres reaktor-granular-ensemble zu modifizieren, mit dem ich immer wieder sehr gerne arbeite: ich hab vor einiger zeit mal mit bernie's alien-sampler eine ziemliche durchgeknallte serie gemacht.... wer sich dafür interessiert: das entsprechende reaktorensemble ist eine mehrjährige weiterentwicklung aus dem GRAINSTATE
es ist nun mein erstes ensemble für reaktor5, das die 500mb-grenze sprengt und grade noch so halbwegs flüssig bedienbar ist. mich wundert sowieso, das reaktor bei solchen monstern immer noch brav arbeitet…
das dumme an reaktor ist halt: je mehr rechnerleistung man hat, umso „hungriger“ werden die ensembles mit der zeit. man fährt da ständig im roten bereich
bisher bastel ich mit mit dem track enzo_cage_crystal_on_the_run rum. einigen von euch hab ich mal vor einiger zeit aufgezeigt, was speziell mit diesem ensemble möglich ist: ein ganzer track wird als ein einziges granularsample aufgefasst, das man beliebig durchfahren kann oder auch als einen gesamtklang (drone) verwursteln kann. man kann auch mehrere beliebige abschnitte aus dem track als sequenz zusammenfassen und in beliebiger richtung, geschwindigkeit, tonhöhe und granular anfahren. das geht sogar soweit, das der originale sound absolut nicht mehr erkennbar ist, aber trotzdem den klangliche charakter des originals widerspiegelt. (das ganze erinnert ein wenig an den hartmann-neuron, auch wenn es eigentlich völlig anders aufgebaut ist.)
leider wird da speziell bei diesem set momentan soviel rechnerleistung verbraten, das ich da so gut wie keine luft mehr habe um gleichzeitig einen mitschnitt zu machen, dafür müsste ich noch bisserl tricksen&basteln…
das was ich damit anstelle ist schon ziemlich extrem, deswegen mal einige anregungen (bitte nicht als negativ-kritik sehen…)
256kbit für mp3-codierung sollten minimumstandard bleiben. besser wären die original wav/aif-dateien, sind die noch verfügbar?
zwischendrin gibt es einige peaks und knackser, die im track hörbar stören (zb clipping bei enzo_cage_crystal_on_the_run bei ca 3:41)
ich benutze ja wiegesagt den gesamten track als granularsample
könntet ihr vor der codierung eine pegelnormalisierung durchführen, evtl peaks begrenzen und auf clipping achten, damit die rückkonvertierung immer ein optimum an qualität bringt....bei stereoaufnahmen beide kanäle etwa gleich aussteuern?? klar.... wie ich diesen track „verbrate“, war vielleicht auch ursprünglich nicht so geplant *duck* deswegen will ich hier nicht meckern, aber könnte man sich auf einen quasi „technischen qualitätslevel“ einigen?
der punkt ist folgender: bei so granular-basteleien fallen kleine unregelmäßigkeite sofort extrem auf: (ich denke mal, anderen rechnerbastlern könnte es ähnlich gehn) wenn ich die grain-breite auf einen kurzen bereich stauche und dabei in so einen „peak“ reinfahre, schiesst mir sofort der gesamte pegel knatternd nach oben, filter werden übersteuert, fangen an zu brüllen und die delay-queue spuckt die nächsten takte ein dröhnendes drone aus, das überhaupt nicht geplant/gewollt ist und auch nicht reinpasst.
genug draufgeprügelt, der originaltrack gefällt mir sehr gut, vor allem die stimmung (gefrorene und erstarrte winterlandschaft) die vermittelt wird. ich finde immer wieder interessant, wenn man so einen track startet, ihn einige zeit lang laufen lässt, dann nach und nach in eine klangwolke morpht und die weiter moduliert. im mix stehen momentan auch noch diverse andere sampels, zb das mulmige geräusch wenn sich in eisflächen risse bilden, das donnern aus einem wintergewitter, schritte über eine vereiste schneeoberfläche, erschöpfter atem, hundebellen....
grade solche tracks, die eine in sich geschlossene atmo haben, sind ideales futter für eine weitere granulare bearbeitung… (immer her damit)
…alleine schon das coverbild sagt genug aus… da trifft der kopf mittig auf den nagel.
das ganze erzeugt eine (je nach persönlicher empfindung) ziemlich mystisch-dunkle atmo. eigentlich weiß ich auch nicht mehr, wie weit das überhaupt noch als ambient durchgeht, bei mir laufen die dinger immer sehr weit in „experimentale klangräume“ rein.
ich hab ausserdem in meinen jungen jahren zuviel tomita/bermuda-triangle und aphextwin/selected ambient worx in einem „anderen bewusstseinszustand“ gehört, das versaut ja bekanntlich jeden anständigen bürgerlichen charakter, indem es etwas anderweitig prägt. *hehehe*
ich hoffe nur, das mein mittlerweile etwas schwächlicher rechner das noch mitmacht, das ganze aus einzelaufnahmen und statischen samples nachträglich zu montieren bringt nicht die selbe atmo als wenn es in einer session on_the_fly mitgeschnitten wird. und um den track wegen mangelnder rechenleistung zu begraben ist mir eigentlich zu schade.
(ich sollte mal einige leere getränkekisten wegbringen und mir damit eine speichererweiterung finanzieren. das dumme ist halt: gesammelte bierkisten sind für jeden häuslebauer ein hervorragendes baugerüst )
gruss ausm rheingau und rausguck
peter
ps: wer ist eigentlich isabelle?
Grundsätzlich finde ich an der Idee gut, dass nur die Kommunikation über Klänge untersucht werden soll, nicht zusätzlich noch hundert andere, nichtklangliche Möglichkeiten, die Improvisation zu beeinflussen.
Kann gut sein, dass ein Keim oft das Entscheidende ist. Trotzdem gibt es immer noch viele Faktoren, die über den Verlauf eines Stückes (oder einer ganzen Session) mitentscheiden. Die kann man natürlich nicht alle bis auf den Faktor Auslöser-Sound ausschalten oder "neutralisieren", um ausschließlich die Keim-Wirkung zu betrachten. Man müsste also lernen, von den anderen Faktoren zu abstrahieren. In dem Sinne: "Der Keim war Auslöser, aber der Rest des Stückes wurde ganz anders und ist von Sounds geprägt, die nichts mit ihm zu tun haben", "Der Keim wurde zu früh / zu spät abgebrochen", "Ein unpassende Antwort auf den Keim hat verhindert, dass weitere Leute eingestiegen sind", "Der Keim hat erst in dem Moment getragen, als jenes Sample dazukam", "Hier haben wir ein klasse Stück, aber es ist ohne erkennbaren Keim entstanden", oder so.
Überhaupt könnte ich mir gut vorstellen, dass man, anstatt neue Keime zu basteln, auch aus vielen vergangenen Stücken was Lehrreiches gewinnen kann.
Beispiele sammeln. Wenn ich merke: Ja, das ist so ein Stück, dann mal auf den "Starter" achten. Warum zieht er mich an? Nach was für Sounds zur Ergänzung haben die Leute dann wohl gesucht (oder würde ich in der Situation jetzt suchen)? Welche haben sie dann tatsächlich gefunden, und passen die genauso, wie zu erwarten war, oder schlechter, oder besser? Wie stark hat der Zufall mitgeholfen?
Aber auch mal fragen, warum ist was schiefgegangen. Denn das haben wir auch schon öfters erlebt: Warum steigt keiner auf meinen Sound ein? Was hat gefehlt? Leider ist davon natürlich kaum etwas dokumentiert.
Beispiele, wie wir mit der Keime-Materialsammlung umgehen könnten:
"Ich habe mir mal vorgestellt, wir wären jetzt bei der Session und jemand finge gerade mit diesem Keim an, und habe angefangen, was passendes zu suchen. Dieses wäre also mein Einstieg und die nächsten zwei Minuten. Mein Sound war zu xx% ein Zufallsfund. Während der zwei Minuten würde ich mir den Einstieg der anderen mit Sounds von ungefähr dieser und jener Art wünschen..."
"Von den Keimen lockt Nummer x mich am meisten, einzusteigen. Nummer y und z dagegen inspirieren mich überhaupt nicht."
"Es kommt immer nur Matsch heraus. Kannst du bitte versuchen, jenen Keim da noch mal in einer total ausgedünnten Version zu produzieren?"
Kann gut sein, dass ein Keim oft das Entscheidende ist. Trotzdem gibt es immer noch viele Faktoren, die über den Verlauf eines Stückes (oder einer ganzen Session) mitentscheiden. Die kann man natürlich nicht alle bis auf den Faktor Auslöser-Sound ausschalten oder "neutralisieren", um ausschließlich die Keim-Wirkung zu betrachten. Man müsste also lernen, von den anderen Faktoren zu abstrahieren. In dem Sinne: "Der Keim war Auslöser, aber der Rest des Stückes wurde ganz anders und ist von Sounds geprägt, die nichts mit ihm zu tun haben", "Der Keim wurde zu früh / zu spät abgebrochen", "Ein unpassende Antwort auf den Keim hat verhindert, dass weitere Leute eingestiegen sind", "Der Keim hat erst in dem Moment getragen, als jenes Sample dazukam", "Hier haben wir ein klasse Stück, aber es ist ohne erkennbaren Keim entstanden", oder so.
Überhaupt könnte ich mir gut vorstellen, dass man, anstatt neue Keime zu basteln, auch aus vielen vergangenen Stücken was Lehrreiches gewinnen kann.
Beispiele sammeln. Wenn ich merke: Ja, das ist so ein Stück, dann mal auf den "Starter" achten. Warum zieht er mich an? Nach was für Sounds zur Ergänzung haben die Leute dann wohl gesucht (oder würde ich in der Situation jetzt suchen)? Welche haben sie dann tatsächlich gefunden, und passen die genauso, wie zu erwarten war, oder schlechter, oder besser? Wie stark hat der Zufall mitgeholfen?
Aber auch mal fragen, warum ist was schiefgegangen. Denn das haben wir auch schon öfters erlebt: Warum steigt keiner auf meinen Sound ein? Was hat gefehlt? Leider ist davon natürlich kaum etwas dokumentiert.
Beispiele, wie wir mit der Keime-Materialsammlung umgehen könnten:
"Ich habe mir mal vorgestellt, wir wären jetzt bei der Session und jemand finge gerade mit diesem Keim an, und habe angefangen, was passendes zu suchen. Dieses wäre also mein Einstieg und die nächsten zwei Minuten. Mein Sound war zu xx% ein Zufallsfund. Während der zwei Minuten würde ich mir den Einstieg der anderen mit Sounds von ungefähr dieser und jener Art wünschen..."
"Von den Keimen lockt Nummer x mich am meisten, einzusteigen. Nummer y und z dagegen inspirieren mich überhaupt nicht."
"Es kommt immer nur Matsch heraus. Kannst du bitte versuchen, jenen Keim da noch mal in einer total ausgedünnten Version zu produzieren?"
"Indem ich dir gesagt habe, du sollst intuitiv handeln, ist deine Intuition jetzt MEIN Werk." -- Da sträubt sich bei mir alles, was sich nur sträuben kann. Der Typ ist doch nicht ganz dicht!HaDi hat geschrieben: [Stockhausen zitierend:]
"Mit intuitiver Musik möchte ich bewußt machen, dass sie möglichst rein aus der Intuition kommt, die bei einer Gruppe von intuitiv spielenden Musikern qualitativ mehr ist als die Summe von individuellen "Einfällen" auf Grund einer gegenseitigen "Rückkopplung". Die "Orientierung" der Musiker, die ich auch "Einstimmung" nannte, ist aber nicht eine beliebige oder negative...,sondern sie ist jeweils konzentriert durch einen von mir geschriebenen Text, der das Intuitive in ganz bestimmter Weise herausfordert".
"Es ist nicht beliebig, weil es ja MEINE gezielte Absicht ist." -- Auf dieses Mantra der gesamten Blablakunstepoche bin ich noch nie hereingefallen. Gezielte-Absichten-Meta-Beliebigkeit. Gähn.
Eure Experimentierlust möchte ich wirklich nicht kritisieren!HaDi hat geschrieben:Es diente eher als kleine Übung in Richtung "Hören", "Zuhören" und "Auf einander Hören".
[...]
Warum soll man nicht auch mal was aus anderen Bereichen probieren, wenn die Idee mehr transportieren kann, als das bereits Bekannte.
das behandelt ziemlich interessante aspekte -ich kenne das sehr gut.es ist halt prinzipiell zweigleisig: tonal und nicht-tonal.... elektronik ist nunmal sehr stark mit nicht-tonalen elementen durchsetzt, die wesentlich mehr dominieren als man es von anderen musikstilen her kennt.Jens Groh hat geschrieben: Aber auch mal fragen, warum ist was schiefgegangen. Denn das haben wir auch schon öfters erlebt: Warum steigt keiner auf meinen Sound ein? Was hat gefehlt? Leider ist davon natürlich kaum etwas dokumentiert.
man steigt entweder auf eine melodie (tonfolge) ein und improvisiert das thema… kein ding, das kennt vielleicht jeder erfahrene musiker mehr oder weniger: der bassist gibt ein paar takte aus 4-5-6... noten vor und der pianist nimmt das auf und entwickelt ein tragendes thema, das weitere musiker variieren.
oder man steigt auf einen sound (klang) ein- da kommt es ebenso darauf an, ob der neue klang die bisherige atmo weiterträgt / ergänzt oder ob die neue atmo etwas anderes ausdrückt, ob der neue klang aus speicher xyz vom spektrum her überhaupt passt oder ob man technisch gesehen mit wenigen handgriffen schnell einen klang anpassen kann.
klangliche improvisation wird meistens ein wenig belächelt oder unterschätzt. wer aber überwiegend damit (nicht-tonal) arbeitet, fragt schon mal ob sie nicht mindestens genauso komplex ist. zwei instrumentalisten brauchen je nach erfahrung oder stimmung auch oft mehrere anläufe, bis sie „zueinander finden“. zwei soundbastler, die an einer klanglichen improvisation arbeiten, müssen sich jedoch mindestens genauso abstimmen bis eine koheränz entsteht.
klangliche improvisation benötigt (meistens) eine andere vorbereitung, das granularding ist ein ideales beispiel dafür:
wenn ich zb einen tragenden klang mit meinem granularsystem ergänzen will, brauche ich vorher ein sample von diesem set. wenn ich das nicht habe, sinkt die chance auf koheränz.
meine erfahrung als klangbastler: wenn man sich spontan zu einer session trifft, ist die chance sehr hoch das da erstmal ziemlicher murks rauskommt.
wenn mein partner mit einem starter beginnt, brauche ich diesen starter bereits fertig in meinem samplespeicher und ich muss zuvor in ruhe nach ergänzenden klangmaterial suchen können. das läuft hier halt anders ab im vergleich zu einem gitarist und einem pianist, die vom klanglichen her schon eine gewisse gundlegene kohärenz mitbringen und sich spontan auf das tonale konzentrieren können
granulares arbeiten ist aber auch keine garantie auf klangliche koheränz: ein sound, klang oder track muss ganz bestimmte „technische“ vorraussetzungen erfüllen, damit ich ihn überhaupt als starterkeim benutzen kann. ich unterscheide da zuerst mal, worin der starter dominiert: rythmisch, tonal oder keines von beidem, also klanglich. entscheidend ist auch der verlauf, also die veränderungen im spektrum über die zeit gesehen und wie diese veränderungen ineinander übergehen, ob innerhalb des startersample schon eine spektrale koheränz vorliegt und wie weit diese ausgebildet ist. entscheidend ist auch die dynamik und ihr verlauf, ob man daraus evtl aus einem rein klanglichen verlauf eine rythmische struktur gebildet werden kann - ober ob sogar durch eine transformierung des vorliegenden spektrum auch eine tonale improvisation möglich ist.
insgesamt gesehen kann ich sagen: es gibt für klangliche improvisation eine grenze, die imho auf einer sehr „niedrigen schwelle“ liegt. überhalb dieser schwelle ist live kein arbeiten möglich - da bginnt die „puzzle-arbeit“ im studio…
gruss aus der granularwolke
peter
- HaDi
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Dass der Typ nicht ganz dicht war, sei jetzt mal dahin gestellt. Wo Du aber aus dem Zitat "Deine Intuition ist jetzt MEIN Werk" heraus liest, ist mir etwas schleierhaft. Wahrscheinlich gehst Du eher von seinem generellen Anspruch aus, die in den meisten anderen Stücken von ihm zum Ausdruck kommt. Dass er sich als Alien vom Sirius vorgekommen ist, ist ja schon sehr merkwürdigJens Groh hat geschrieben:Indem ich dir gesagt habe, du sollst intuitiv handeln, ist deine Intuition jetzt MEIN Werk." -- Da sträubt sich bei mir alles, was sich nur sträuben kann. Der Typ ist doch nicht ganz dicht!
"Es ist nicht beliebig, weil es ja MEINE gezielte Absicht ist." -- Auf dieses Mantra der gesamten Blablakunstepoche bin ich noch nie hereingefallen. Gezielte-Absichten-Meta-Beliebigkeit. Gähn.
Trotzdem hat es uns Spaß gemacht - nach dem Motto: Beton ist.... was man daraus macht